Bis 2050 wird der Kanton Genf einen Bevölkerungszuwachs von 20% verzeichnen. Genauer gesagt handelt es sich um 110’000 zusätzliche Einwohner im Kanton und 400’000 in der Region.
Diese Aussichten lassen Stimmen laut werden, welche eine Revision des kantonalen Richtplans fordern.
Heute stehen sich zwei Meinungen gegenüber.
Auf der einen Seite fordern Genfer Immobilienentwickler, einen Teil der Landwirtschaftszone neu einzuteilen, um mehr Wohnungen zu bauen.
Christophe Aumenier, Generalsekretär der Genfer Immobilienkammer, unterstützt zudem die Verdichtung der Bauten und die Idee, die Landwirtschaftszone anzupassen – trotz der Vorbehalte der Behörden.
Auf der anderen Seite, lehnen die Landwirte alle Forderungen ab, die Landwirtschaftszone für den Wohnungsbau anzutasten.
Um sie zu unterstützen, argumentiert Héloïse Candolfi, Direktorin von AgriGenève, dass es für die Landwirtschaft wie auch für die Freizeiträume der städtischen Bevölkerung entscheidend sei, das Agrarland zu schützen.
Die Debatte ist eröffnet!
Raumplanung: Wohnungsbedarf steht der Erhaltung von Agrarland gegenüber
In Genf wird die Aufwertung des Bodens durch Verdichtung in Frage gestellt. Viele sind besorgt über Bebauungen, die sich nicht an eine ökologisch verantwortungsvolle Nutzung für zukünftige Generationen halten und insofern eine niedrige Qualität aufweisen.
Christophe Aumenier zufolge ist das Departement schuld daran, dass die, für die Bedürfnisse der Wirtschaft wichtige Verdichtung des Baugebiets nicht vorweggenommen wurde. Somit ergeben sich :
- verlängerte Verwaltungsfristen
- Risiko einer grossflächigen Wohnungsnot
Die Statistiken des kantonalen Amtes bestätigen Prognosen des Bevölkerungswachstum – die Schwierigkeiten drohen zuzunehmen.
Die teilweise Änderung der Nutzung von Ackerland ist noch zu klären.
Für Immobilienentwickler wäre dies der Jackpot, aber aufgrund politischer Gründe wird die Realisierung auf 2’800 Wohnungen pro Jahr eingeschränkt.
Zudem wird über Villenzonen debattiert, um einen gleichwertigen Beitrag wie die Landwirtschaftszone zu erhalten. Aber es bestehen Unsicherheiten über den genauen Prozentsatz der seit 2015 verdichteten Zone.
Die Genfer Kammer spricht von einer verantwortungsvollen Bodennutzung für Villengebiete, die in der Stadt oder in der Nähe von Verkehrsmitteln liegen, aber der Kanton Genf hat bis heute keine bindende Regelung im Name der Bevölkerung festgelegt.
Alle Rückstufungen von Villengebieten wurden bislang abgelehnt.
Die Landwirte halten an ihrer Position fest!
Eine Verdichtung der Landwirtschaftszone würde 45% des derzeitigen Kantonsgebiets abdecken. Es ist klar, warum die Landwirte an ihrer Position festhalten – es geht um ihre Lebensgrundlage!
Héloïse Candolfi, Direktorin von AgriGenève, unterstützt die Landwirte und ist für den Schutz der Fruchtfolgeflächen (FFF), um die lokale landwirtschaftliche Produktion aufrechtzuerhalten. Sie hält daher an der Idee der Landwirtschaftszone als Erholungsraum für die Bevölkerung fest.
Im eigentlichen Interesse der Immobilienentwickler liegt die Rückzonung von grossen Parzellen, die Villenzonen sind dem untergeordnet, jedoch mit dem Ziel in ihren Bestrebungen voranzukommen.
Nur gibt es ein entscheidendes Element, das die Aussagen von Frau Candolfi untermauert. Die Bevölkerung empfindet eine gewisse Verbundenheit mit der Landwirtschaft. Nicht umsonst wurde der Richtplan 2015 vom Bundesamt für Raumentwicklung retouniert.
Die Genfer Landwirtschaft beruht auf Gemüseanbau, Ackerbau und Weinbau. Insofern entscheidend, um die Bemühungen angesichts des Klimawandels zu unterstützen. Die Betriebe müssen also im Sinne künftiger Generationen fortbestehen.
Alternativen zur Verdichtung der Landwirtschaftszone
Tatsächlich gilt es andere Optionen zum Thema Verdichtung in Betracht zu ziehen:
- Umwandlung von Villengebieten
- Aufwertung von Industriebrachen
- Stadterneuerung
Beispielsweise wird das PAV (das Projekt Praille Acacias Vernet) bereits als Modell für die Stadtentwicklung angesehen.
In Zürich wird die Verdichtung innerhalb der städtischen Gebiete verstärkt, um landwirtschaftliche Flächen zu erhalten. Ergebnisse:
- Renovierung
- Sanierung von alten Gebäuden
- Umnutzung von Industriegebieten
In Frankreich schreibt das „Loi Littoral“ (Küstengesetz) Regeln zum Schutz von Naturräumen am Meer vor. Dies weist darauf hin, dass eine gut ausgerichtete Gesetzgebung die Stadterweiterung sinnvoll begrenzen kann. Daran könnte sich Genf orientieren.
Schliesslich haben sich die Niederlande für die umgekehrte Polderisierung entschieden. Städtische Brachflächen und Industriegebiete werden in Wohnviertel umgewandelt, um landwirtschaftliche Flächen zu erhalten.
Angesichts des wachsenden Drucks, die Bedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung zu befriedigen, ist ein Kompromiss erforderlich, um diese Imperative miteinander zu vereinbaren und gleichzeitig die landwirtschaftlichen und ökologischen Ressourcen zu schützen.
Das Bauen in landwirtschaftlichen Gebieten stellt eine grosse Herausforderung dar, mit potenziellen Auswirkungen auf die Artenvielfalt, die Produktion lokaler Lebensmittel und den Schutz der Böden, die für unser Ökosystem von entscheidender Bedeutung sind.
Dieses Dilemma zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Bodenerhaltung macht deutlich, wie wichtig eine massvolle Entwicklung ist.
In diesem Zusammenhang spielt der kantonale Richtplan eine Schlüsselrolle für die Zersiedelung, indem er Initiativen auf eine ausgewogene Entwicklung ausrichtet, die ein harmonisches Zusammenleben zwischen städtischem Wachstum und der Erhaltung von landwirtschaftlichen Flächen gewährleistet.
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